Schuldirektor Rainer Deim informiert interessierte Bürgerinnen und Bürger am 09. Juli 2012 zum Themenbereich G 8, G9 und Gemeinschaftsschule

Am 09. Juli 2012 hatten die Freien Wähler in Holzgerlingen interessierte Bürgerinnen und Bürger zum kommunalpolitischen Informationsabend eingeladen.

Zunächst begrüßte der Vorsitzende der Freien Wähler in Holzgerlingen die Zuhörer und insbesondere Herrn Rainer Deim, Schuldirektor am Schönbuch Gymnasium in Holzgerlingen.

„Wir bedanken uns bei Ihnen, sehr geehrter Herr Deim, sehr herzlich für Ihre Bereitschaft, uns in die oft schwer verständlichen Inhalte und laufend veränderten Tagesmeldungen zu G 8, G 9 und Gemeinschaftsschule aus der Sicht des Praktikers tieferen Einblick zu verschaffen“, so der Vorsitzende Manfred Stäbler.

In seinen Ausführungen hob Herr Deim auf die Einführungsgründe zu G 8 ab. Demnach wurde als Hauptargument zur Einführung G 8 seinerzeit die vergleichsweise lange Dauer der Schulzeit in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern Europas angeführt. Den Abiturienten sollte durch G 8 der frühere Einstieg in die Ausbildung oder ins Studium ermöglicht werden und damit verbunden die Chance, ein Jahr früher Geld zu verdienen.

Gesamtwirtschaftlich und gesellschaftlich bewertet, sollte wohl, vor dem Hintergrund der demographischen Alterung, die Lebensarbeitszeit der Menschen verlängert werden bzw. zunehmen. Diese Zielstellung wird einerseits durch den späteren Renteneintritt mit 67 bewirkt und andererseits durch den früheren Einstieg ins Berufsleben unterstützt.

Diesen Zielen stehen jedoch an anderer Stelle mögliche Problemfelder gegenüber, so Herr Deim. So sollte sich die Zahl derer, die durch die Unterrichtsverdichtung eine Klasse wiederholen müssen, möglichst nicht erhöhen, sodass zunehmend minderjährige Schulabgänger zügig an Universitäten und im Arbeitsmarkt ankommen. Durch den Wegfall von Wehr- und Ersatzdiensten und grundsätzlich noch früherer Einschulung wird diese Entwicklung zusätzlich unterstützt.

Fragen danach, wie übervolle Lehrpläne und Lerninhalte so angepasst werden, damit die Qualität des G 8 – Abiturs erhalten bleibt, gleichzeitig aber Schüler und Lehrerschaft stressfrei ans Ziel gelangen, erhoffen sich die Schulen durch die Neuordnung der Lehrpläne ab 2013.

Wie sich der Entscheidungsweg beim Schönbuch – Gymnasium pro G 8 gestaltet und der Abwägungsprozess dazu, wurden im Rahmen einer ausführlichen Diskussion erläutert. Die Hauptargumente liegen darin begründet, dass das G 9 zunächst als begrenzter Schulversuch wohl kaum fortgesetzt wird, der Schulversuch G 9 aktueller Prägung nicht vergleichbar ist mit dem „alten“ G 9, die Abschlussergebnisse von G 8 vergleichbar gut sind und die Schulen parallele G 8 – und G9 – Züge sinnbringend nicht werden leisten können.

Seit jüngerer Zeit haben wir im Schulsystem noch die Einführung der Gemeinschaftsschule zu berücksichtigen. Dass die Gemeinschaftsschule modellhaft zunächst positiv bewertet werden kann, kam in den Ausführungen deutlich zum Ausdruck. Allerdings kann, vor dem Hintergrund der sich täglich veränderten Informationen zur Grundausrichtung, die künftige Erfolgsaussicht kaum verlässlich bewertet werden. Negative Auswirkungen der Gemeinschaftsschule auf die Werkrealschule sind offensichtlich zu befürchten; die Wechselwirkungen zu gut positionierten Realschulen sind nicht abzuschätzen.

Insgesamt waren die wichtigen Informationen durch unseren Schuldirektor, Herrn Rainer Deim zu unseren Schulsystemen und die Detailkenntnis zu den Aus-wirkungen auf den Schulalltag und dessen Organisation im Allgemeinen sowie auf die Schüler und die Lehrer im Besondern sehr aufschlussreich für alle Besucher, die sich rege an der bildungspolitischen Diskussion beteiligten.

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