Bericht zur Podiumsdiskussion „Wie gelingt Integration in Holzgerlingen“

Gut besucht war die Burg Kalteneck am Montag 15.04. zur Podiumsdiskussion „Wie gelingt Integration in Holzgerlingen – damals, gestern und heute“. Die Freien Wähler Holzgerlingen haben Gäste aus drei Generationen eingeladen, die über ihre Erfahrungen und Erlebnisse als Geflüchtete und Integrationshelfer in Holzgerlingen berichtet haben.

Johann Ruzicka berichtete von „damals“, als er 1946 aus seiner Heimat vertrieben wurde und in der Nachkriegszeit ein neues Zuhause in Holzgerlingen fand. Über „gestern“ erzählte Christa Walther, die sich in den 90er Jahren ganz intensiv um eine kurdische Flüchtlingsfamilie kümmerte und sich auch darüber hinaus intensiv für die Flüchtlinge der damaligen Zeit einsetzte. Peter Cramer, bis 2018 Integrationsmanager in Holzgerlingen, berichtete wie „heute“, also ab 2014/2015, den Flüchtlingen in Holzgerlingen geholfen und Strukturen zur Integration aufgebaut wurden. Ergänzt wurde die Runde durch Kamal Zidan, der aus Aleppo flüchten musste, sein Glück in der Türkei versuchte und letztendlich mit einem Flüchtlingsboot zunächst nach Griechenland und dann nach Deutschland kam.

Einig waren sich alle Gäste, dass die Sprache der Schlüssel zur Integration ist. Während Kinder oft schnell Deutsch lernen, tun sich Erwachsene deutlich schwerer. Frau Walther bemängelte, dass es in Holzgerlingen keine Sprachkurse gibt und die Menschen dafür mindestens nach Böblingen fahren müssen. Herr Zidan gab zudem zu bedenken, dass die sehr von deutscher Grammatik geprägten Sprachkurse vereinfacht und dem Alltagsgebraucht angepasst werden sollten.

Besonders wichtig empfindet Kamal Zidan den Kontakt zu Einheimischen und plädiert für Orte, wo Menschen sich begegnen können. Wie Peter Cramer und auch Beiträge aus dem Publikum zeigten, gibt es solche Möglichkeiten in Holzgeringen. Leider nutzen jedoch zu wenige Holzgerlinger Angebote wie beispielsweise das Café Cultur, weshalb sich Geflüchtete schwer tun, ins Gespräch und damit auch den Austausch in der deutschen Sprache zu kommen.

Von damals über gestern bis heute berichten alle Gäste über die große Unterstützung und Spendenbereitschaft der Holzgerlinger Bürger wie auch der Kirchen und Vereine. Johann Ruzicka erzählte wie selbst in der Nachkriegszeit, als die Not bei allen groß war, jeder gab was möglich war. Schwierig bleibt heute noch für Geflüchtete die Suche nach Wohnraum.

In der Diskussionsrunde wurden weitere Punkte wie beispielsweise Patenschaften und Arbeitsplätze angesprochen, die für eine gelungene Integration wichtig sind. Weder Betroffene, Ehrenamtliche noch Hauptamtliche haben in den letzten Jahren fremdenfeindliche Konflikte oder Anfeindungen in Holzgerlingen erlebt. Dies ist sicherlich ein großer Verdienst der vielen ehren- und hauptamtlichen Integrationshelfern, die sich mit viel Liebe und Einsatz um die Flüchtlinge kümmern. Auch die Stadtverwaltung hat durch die frühzeitige Schaffung von Unterkünften und organisatorischer Strukturen einen großen Anteil daran, dass es in Holzgerlingen so gut läuft.

Die Moderatorinnen des Abends, Nicole Frasch und Carolin Pohl, bedankten sich zum Abschluss bei den Gästen für Ihre lebhaften Erzählungen und dem Publikum für ihr Interesse und die spannenden Fragen und Beiträge. Auch im Anschluss wurde in vielen Gesprächen noch rege über den äußerst interessanten Abend gesprochen und so manche Fragen und Ideen unter den Gästen diskutiert.

Dass die Integration in Holzgerlingen gelingt, bleibt eine große Aufgabe. Jeder Einzelne von uns kann seinen Beitrag dazu leisten indem man auf die Fremden zugeht, sich mit ihnen unterhält, deren Kultur kennenlernt und unsere näher bringt. Die Freien Wähler setzen sich dafür ein, dass gemeinsam Berührungsängste weiter abgebaut werden und allen Menschen die Teilhabe an unserem Gesellschaftlichen Leben ermöglicht wird.

Termine